Steinkauz, Schweizer Vogel des Jahres 2021

Steinkauz; Bild: Dennis Lorenz

Der amselgrosse Steinkauz kommt von West-, Mittel- und Osteuropa über Nordafrika und Arabien bis ins ferne Asien vor. In der Schweiz hat der Bestand im letzten Jahrhundert drastisch abgenommen, es verblieb ein Restbestand von nur noch 50-60 Brutpaaren. Dank Fördermassnahmen konnte sich der Bestand etwas erholen, er beläuft sich heute auf rund 150 Paare. In Liechtenstein ist die Eule in den 1970-er Jahren ausgestorben. Wer weiss, vielleicht siedelt sie sich wieder an.
Der Steinkauz lebt in offener Landschaft, gern in abwechslungsreichen, extensiv genutzten Wiesenlandschaften mit eingestreuten Gehölzen wie alten Obstbäumen oder Kopfweiden, Felsen, Gärten und Gebäuden. Er brütet in Baumhöhlen, Gebäudenischen, Felswänden, Steinmauern, sogar in Bodenhöhlen.
Der Steinkauz ist klein und gedrungen. Typisch sind der flache Oberkopf und die grossen gelben Augen, die zusammen mit den weissen Überaugenstreifen dem Gesicht einen charakteristischen, ernsten Ausdruck verleihen. Eine Besonderheit ist das «Scheingesicht» auf dem Nacken, das Feinde meinen lässt, dass sie beobachtet werden, auch wenn der Kauz in die entgegengesetzte Richtung schaut. Die Oberseite ist braun mit weissen Tupfen, unterseits weisslich mit dichten braunen Streifen.
Seit jeher besteht eine ambivalente Beziehung zwischen Mensch und Eule: Sage, Aberglaube und Volkskunst zeugen davon. Gerade dem Steinkauz, dessen Lebensraum neben einer vielfältigen Kulturlandschaft auch Siedlungen umfasst und damit die Nähe zum Menschen gegeben ist, werden verschiedenste Attribute zugeschrieben. Aufgrund seines menschenähnlichen Aussehens und besonders wegen seinen grossen, die nachtdurchdringenden Augen wurde dem Steinkauz Klugheit zugesprochen. So ist er bekannt als Vogel der Weisheit und Symbol und Begleitfigur der Göttin Athene, weshalb sein wissenschaftlicher Name Athene noctua ist. Andererseits haften den Eulen etwas Unheimliches, Dämonisches und Spukhaftes an. Das Dunkel der Nacht legt die Gedankenverbindung von Grab und Tod nahe. Auf Sizilien ist der Steinkauz besonders gefürchtet: ruft er nahe dem Haus eines Kranken, so wird dieser in drei Tagen sterben. Gibt es keine Leidenden in der Nähe, so meldet sein Schrei Krankheit an.
Georg Willi


Vogel des Jahres 2021: Steinkauz