Vorboten
Im Verlaufe der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts kamen die ersten Rassekaninchen nach Liechtenstein. Die erste bekannte Kaninchen-Ausstellung in unserem Land fand im Dezember 1942 im Gasthaus „Zur Linde“ in Schaan statt. Organisiert wurde der Anlass vom Kaninchenzüchter-Verein in Liechtenstein. Rund 90 Tiere waren ausgestellt, wobei ein Blauwiener-Kaninchen mit 96.0 Punkten am höchsten punktiert wurde, ein phantastisches Resultat für die damalige Zeit. Die Aussteller kamen vorwiegend aus dem Liechtensteiner Unterland.
Vereinsgründungen
Bevor ab Mitte der Fünfziger Jahre die erstem „Ornithologischen Vereine“ (OV) in Liechtenstein gegründet wurden, waren viele Liechtensteiner Mitglied in Vereinen der Schweizer Nachbarschaft. 1954 wurde in Ruggel der OV Liechtenstein Unterland und in Balzers der OV Balzers gegründet. 1960 folgten der OV Vaduz und der Verein „Kaninchen- und Geflügelzüchter, Schaan“, der in der Folge eine Zeit lang als OV Schaan weiter bestand, seine Tätigkeiten aber bis zu seiner Reaktivierung 2012 mehr oder weniger einstellte. 1963 entstand der OV Mauren und 1967 die „Frauengruppe zur Verwertung von Kaninchenprodukten“, Balzers. Dieser Verein wurde 2004 mangels Nachwuchs aufgelöst.
Bewegter Start des Landesververbandes
Im Herbst 1960 berief Guido Frick, Präsident des OV Balzers, Delegierte aus allen ornithologsichen Vereinen und des Tieschutzvereins zur Gründungsversammlung eines „Liechtensteinischen Ornithologischen Landesverbandes“ (LOV) zusammen. 27 Teilnehmer kam am 24.9.1960 in den Gasthof Dux, Schaan. Finanzielle Nöte und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit sowie ideelle Vorstellungen führten zur Gründung des Verbandes. Damals standen die Kleintierzucht und der Vogelschutz im Vordergrund. Später kam noch der Natur- und Umweltschutz dazu.
Das Bemühen um eine gute Zusammenarbeit innerhalb des neuen Verbands und das Ringen mit den Schweizer Vereinen und Verbänden um Anerkennung stellten eine erste grosse Bewährungsprobe dar. Sehr gut verlief die Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein, was wohl auch das Verdienst von dessen Präsident David Röckle war, der ein Pionier auf dem Gebiet des Vogelschutzes und der Kaninchenzucht war.
Schon bald nahm man den LOV als recht aktiv wahr: Ausstellungen fanden statt, Kurse wurden durchgeführt, Exkursionen veanstaltet und der Verband strukturiert.
1966 brach im Rheintal die Myxomatose aus, was sich sehr negativ auf die Kaninchenbestände auswirkte. Auch zeigten sich erste ideologische Differenzen mit dem Tierschutz, der unter neuer Leitung andere Schwerpunkte setzte.
Grosser Einsatz der Vereine
Die einzelnen Vereine zeigten grossen Einsatz: Im Laufe der Jahre wurden viele Ausstellungen organisiert, Vorträge und Lehrgänge über den Natur- und Vogelschutz gehalten, über die Haltung von Kaninchen und Geflügel oder die Verwertung von Fellen referiert.
An der Naturschutzausstellung aus Anlass des Naturschutzjahres 1970 wurden rund 10‘000 Besucher registriert.
Entwicklungen
Ab 1972 liegen erstmals statistische Angaben über die Kleintiere, den Natur- und Vogelschutz mit der Winterfütterung und den Nisthilfen vor. So zählte der Verband zu jener Zeit 73 Kaninchenzüchter mit 702 Tieren und 24 Rassen, 4 Geflügelzüchter mit total 31 Tieren. Grossen Wert wurde stets auf die Nisthilfen für die Singvögel gelegt. Aktuell sind rund 700 Nistkästen ausgehängt, die jährlich auch von den Vereinsmitgliedern gereinigt werden. Die ornithologischen Vereine betreuen inzwischen Naturschutzgebiete in der Grösse von rund 4.8 ha.
Im Laufe der Jahre wurde der LOV immer häufiger in die Beratung und Stellungnahme von Naturschutzgesetzen und Projekten einbezogen.
Das Vogelparadies „Birka“, das vom OV Mauren initiiert und betreut wird, ist ein regionaler Anziehungspunkt. Viel Idealismus und beträchtliche Geldmittel sind für den Unterhalt notwendig.
Ein Zeichen der Zeit ist die Situation bei den Kleintieren: Nur noch die Vereine OV Balzers und OV Vaduz haben aktive und erfolgreiche Kaninchen- bzw. Geflügezüchter in ihren Reihen. Es ist daher sehr erfreulich, dass 2011 mit Simon Foser der erste Liechtensteiner seine Ausbildung zum Kaninchenexperten mit Erfolg absolviert hat. Möge dieses Signal Wirkung zeigen!