Vogel des Jahres 2012: Zaunkönig

Porträt

Der Zaunkönig, ist einer der kleinsten Vögel Europas und der einzige Vertreter seiner Familie ausserhalb Amerikas. Der unscheinbare Vogel, der sich die meiste Zeit in dichtem Gestrüpp versteckt und sich eher hüpfend als fliegend durch das Unterholz bewegt, macht vor allem durch seine laute Stimme auf sich aufmerksam. Für den Bau seiner kugelförmigen Nester ist er auf dichtes Unterholz und  liegendes Totholz im Wald angewiesen.

Steil aufgerichteter Schwanz, spitzer Schnabel

Charakteristische Merkmale des Zaunkönigs sind seine geringe Grösse  und sein steil aufgerichteter Schwanz sowie sein spitzer, leicht gebogener Schnabel, welcher ihn als Insektenfresser ausweist. Mit Vorliebe ernährt er sich von Spinnen, Weberknechten, Motten, Fliegen und anderen Insekten. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt: Das Gefieder istrostbraun mit einer dunklen Querbänderung, über dem Auge trägt der Zaunkönig einen weissen Streifen.

Der steil aufgerichtete Schwanz ist ein charakteristisches Kennzeichen des Zaunkönigs.

Lautstarker Winzling

In Anbetracht seiner geringen Grösse vermag der Zaunkönig mit einer erstaunlichen Lautstärke zu singen. Sein laut schmetternder Gesang, den er bevorzugt von erhöhten Singwarten aus vorträgt, kann eine Lautstärke von bis zu 90 Dezibel erreichen und ist damit fast so laut wie ein Presslufthammer. Mit dieser gewaltigen Stimme ist der winzige Zaunkönig auf eine Distanz von bis zu 500 Meter hörbar.

Bewohner unterholzreicher Wälder mit Totholz

Im Wald bevorzugt der Zaunkönig unterholzreiche Wälder mit viel Totholz, da er seine Nester gerne in Asthaufen, in Wurzeltellern, unter Reisig oder in Höhlungen von Baumstrünken und Stämmen baut. Im Winter trifft man den Zaunkönig auch entlang von Flüssen und Bächen, weil er dort am ehesten Insekten findet. Falls man in einem Garten die eine oder andere Ecke der Natur überlässt, so kann man den Zaunkönig auch inmitten von Siedlungen beobachten. Aufgeschichtete Asthaufen liebt der Zaunkönig ebenso sehr wie dichte, unterholzreiche Hecken, bestehend aus einheimischen Sträuchern wie zum Beispiel Vogelbeere, Weiss- und Schwarzdorn oder Schwarzem Holunder.

© SVS
Der Zaunkönig bevorzugt unterholzreiche Wälder mit einem hohen Anteil an liegendem und stehendem Totholz.

 

Ein kleiner Casanova

Im Frühjahr baut das Zaunkönig-Männchen zunächst etliche Nester im Rohbau und versucht daraufhin mit seinem Gesang ein Weibchen anzulocken. Das Weibchen inspiziert das Nest und falls es ihm gefällt kommt es zur Paarung. Daraufhin polstert das Weibchen den Rohbau mit Moos, Haaren und Federn aus und legt 5-7 Eier. Während das Weibchen beschäftigt ist, macht sich das Männchen daran, weitere Rohbau-Nester zu erstellen und versucht, jedes sich nähernde Weibchen anzulocken. So wurden bei guten Lebensraumverhältnissen schon Paarungen mit bis zu 5 Weibchen in einer einzigen Brutzeit beobachtet. Je mehr Weibchen ein Männchen hat, umso eher ziehen diese die Jungen bis zum Ausfliegen weitgehend alleine auf.

Schutzmassnahmen: weniger ist oft mehr

Der Zaunkönig gehört in der Schweiz mit einem Bestand von 250’000-350’000 Brutpaaren bis jetzt nicht zu den gefährdeten Vogelarten. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, können wir einiges für den Zaunkönig tun, bzw. treffender: nicht tun. Im Wald profitieren der Zaunkönig und mit ihm eine Vielzahl anderer Tiere,  wenn etwas «weniger» getan wird, z.B. wenn Asthaufen oder umgestürzte Bäume liegen gelassen oder abgestorbene Bäume nicht gefällt werden. Ein solch naturnaher, totholzreicher Wald beherbergt eine enorme Artenvielfalt, weshalb der Zaunkönig auch ein Botschafter für die laufende SVS-Kampagne «Biodiversität – Vielfalt im Wald» ist. Auch im Siedlungsraum lassen sich mit Asthaufen und einheimischen Hecken Lebensräume für den Zaunkönig schaffen.