Die Feldlerche bewohnte ursprünglich Steppengebiete, woher auch ihre Vorliebe für weite offene Landschaften rührt. Entsprechend besiedelt sie bei uns die baumlose, reich strukturierte Kulturlandschaft mit Äckern, niedrig bewachsenen Feldern und Feuchtwiesen, aber auch baumlose Hochflächen im Gebirge. Die Feldlerche ist stämmig gebaut mit oberseits tarnfarbenem Gefieder. Häufig stellt sie die Scheitelfedern zu einer kleinen Haube auf. Der Schnabel ist recht kurz, aber kräftig. Die lerchentypisch breiten Flügel haben einen weissen schmalen Hinterrand. Zusammen mit den weissen Schwanzkanten bilden sie die wichtigsten Feldkennzeichen der Art.
Feldlerche als Schnellbrüter
Die Feldlerche ist ein Bodenbrüter, der bei uns bereits im April mit dem Brüten beginnt. Das Weibchen legt 4 bis 5 Eier in eine mit Grashalmen und feinen Würzelchen ausgepolsterte Nestmulde. Nach einer Brutzeit von durchschnittlich 12 Tagen schlüpfen die Jungen, die ihrerseits das Nest bereits nach rekordverdächtigen 7 bis 12 Tagen verlassen. Kein anderer hiesiger Singvogel hat eine kürzere Nestlingszeit!
Starke Verluste führen zu dramatischer Lage
Früher war der kontinuierliche, zwitschernd-trillernde Gesang im aufsteigenden Singflug allgegenwärtig in der offenen Landschaft. Aber obwohl die Art über ein weites Verbreitungsgebiet von Nordafrika über fast ganz Europa und die mittleren Zonen Asiens bis Kamtschaka, Sachalin und Japan verbreitet ist, haben sich die Bestände gerade in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten stark ausgedünnt. Aufgrund dieser dramatischen Entwicklung steht der einstige Allerweltsvogel in der Schweiz seit neuestem auf der bald erscheinenden Roten Liste der Brutvögel der Schweiz.
In Liechtenstein vom Verschwinden bedroht
Noch dramatischer ist die Situation in Liechtenstein, wo die Art als Brutvogel vor dem Verschwinden steht. Kam die Feldlerche Anfang der 1980er Jahre noch im gesamten Talraum von Balzers bis Ruggell vor, verschwand sie schon bald aus dem Oberland. Um 1988/89 wurden noch 30 Reviere zwischen Schaan – Mauren – Ruggell gezählt. Heute besetzt die Art lediglich noch ein Revier an der Landesgrenze im Ruggeller Riet!
Es sind verschiedene Faktoren, die zum Bestandseinbruch führten. Hauptgrund ist sicher in der Bewirtschaftung der Felder zu suchen. Die Nahrung ist rar geworden, Pestizide machen den Insekten den Garaus, Ackerrandstreifen und Bracheflächen als Rückzugsräume sowie Ackerbegleitflora als Nahrungsquelle für Insekten sucht man vielerorts vergebens oder kommen nur kleinflächig vor. Aber auch die Siedlungsausdehnung, vor allem im Oberland, führten zum Verschwinden, zudem pflanzte man vermehrt Flur- und Feldgehölze. Wenn man weiss, dass die Feldlerche einen Abstand von rund 150 m von hohen Strukturen wie Gehölzen einhält, engt jede Bepflanzung das potentielle Verbreitungsgebiet der Feldlerche weiter ein. Davon betroffen ist beispielsweise das Vaduzer Riet, wo in früheren Jahrzehnten noch eine starke Population ansässig war. Es braucht grosse Anstrengungen, wenn man die Art in den verbleibenden potentiellen Brutgebieten erhalten bzw. wieder ansiedeln möchte.
Georg Willi